Dokumentarische Fotografie, Street Photography im öffentlichen Raum wird immer auch politisch sein. Über das Abgebildete lassen sich Erkenntnisse gewinnen, sind die Bilder doch Indizien realer Zustände der hiesigen Lebenswelt, Ergebnis politisch herbeigeführter Modi liberal kapitalistischer Prägung. Aus aktuellem Anlass, der gegenwärtigen Notlage ganz vieler Menschen zeigt die Galerie fotobildlager7a, ein selbst organisierter Kunstraum, eine Off-Initiative die Ausstellung Nr. 2 im fotobildlager7a + Archiv Klaus Graubner*1938,

Plakativ / Das Land / Morgen

Dem Leben ist ohnehin das Flüchtige, das schnell Vergängliche eigen. Mit diesem Fakt leben wir jetzt in einer spannungsgeladenen, bedrohlichen Gegenwart. Einer Zeit prekärer Zustände, haben eine Klimakrise, eine Wertekrise, regionale und globale Konfliktsituationen en masse. Und nun noch die Jahre 2020/2021 mit der Corona-Krise. Das ist unsere Lebenswelt mit exzeptionell zunehmender Dramatik. Die Ausstellung tangiert gegenwärtige Nöte, zeigt fotografischen Realismus, direkte Fotografie. Dem Konzept der Ausstellung folgend, ist der teilweise Verzicht auf Exponate in High End Version schlüssig. Einfacher Plakatdruck bedient nicht primär den Kunstgenuss, aber er ist prädestiniert Folgen des Handelns einprägsam abzubilden, dient der Narration. Im Kontext von low budget zudem Mittel der Wahl.

Die Brisanz des Bildermachens, des Fotografierens in der öffentlichen Lebenswelt der gewalttätigen Gegenwart, gleich welcher Couleur die Fotografen und Journalisten sind, wurde einmal mehr deutlich. Ein Fernsehteam des ZDF, finanziert mit Zwangsbeitrag, das als Staatsfunk das Handeln unserer hiesigen Administration propagandistisch begleitet, wurde bei dem Trouble am US Kapitol vertrieben, die Ausrüstung offenbar zerschlagen. Den Gesandten aus Deutschland wurde ein Transparent entgegengehalten, darauf war zu lesen FAKE NEWS. Im Kontext des Sturms auf das Kapitol, man denke an das Römische Weltreich mit dem originalen Kapitol, ist der Terminus Mob, nicht unähnlich dem der Plebs im alten Rom, in der Rede wieder aufgetaucht. Die so von den Medien unserer hiesigen „Demokratie“ der Merkel Ära Klassifizierten, das sind Menschen in den Vereinigten Staaten, die während den Machenschaften und Fehlhaltungen des alten Establishments dort vor Trump, als Ausgrenzte einfach keinen Stellenwert hatten, sich ihrem Schicksal als Abgehängte, Ausgegrenzte, sozial Vernachlässigte, nicht selten mit Bildungsferne chancenlos, nicht ergeben wollen, ihre Identität notgedrungen, ja zwangsweise im Abseitigen gründen, vergleichsweise haben wir das auch hier. Hier bei uns war man „wütend“ und „entsetzt“ über die Vorgänge am Kapitol, wen wird das wundern. In unserem Land hier, sozusagen in Klein-Amerika, unserer Berliner Republik, wird eine vergleichsweise abqualifizierende Rede gegenüber den hiesigen “Rechtspopulisten“ und „linken Gewalttätern“ ebenso arrogant und abqualifizierend, zu deren Dämonisierung von oben herab geführt, von dem ergebenen Staatsfunk willfährig verbreitet, um es der Bevölkerung einzutrichtern. Den Wortführern und Wortführerinnen scheint verschlossen, dass missliche Verhältnisse an den Rändern und innerhalb der Gesellschaft immer das Ergebnis ihres Regierens sind. Ihres Verhaltens, ihrer Gesetze, ihrer Rechte, dahinter sie sich verschanzen. Ungleiche Zuwendung und Fürsorge gegenüber den verschiedenen Menschen im Lande, die misslichen Verhältnisse erst entstehen lässt. Objektiv betrachtet, ist medial unterschwellig verbreiteter Gesinnungsterror mit im Spiel.

Betrachten wir Indizien einer prekären Lebenswelt in Corona-Zeiten. In der Ausstellung sind auch einige Medienbilder (Screenshoots) zum Durchblättern ausgelegt. Dabei erfüllt es mit besonderer Ratlosigkeit und Trauer, da gegenwärtig Tausende sterben, der Tod grassiert, gleichzeitig aber die Verantwortlichen dieser unserers Landes über den Kauf von Atombombern reden. Über eine Teilhabe am Atombombenarsenal, die den Feinden den atomaren Tod bringen soll. Was treibt die Verantwortlichen dazu? Diese Verantwortlichen, das sind Frauen! Es ist ein Elend!

Zum Trost: „Das Leben ist dunstig, es nebelt immer wieder ein“.
Heidegger

9. Januar 2021
kg*1938

Anfügung 10. Januar 2020: Wie man hört, soll jetzt der Reichstag in Berlin sozusagen „verbarrikadiert“ werden, damit „böse Menschen“ nicht, wie bei dem Sturm in Washington DC, hinein gelangen können. Nun ja, eine sich versteigende Elite. Steigen da aus dem Dunkeln dieser Krisenzeit Gesinnungsmuster auf, die wirklich ängstigen können?