Ein ungewöhnlicher, ein Europäischer Ort. Elba

Es fällt noch heute in einigen Gegenden auf Elba nicht schwer sich vorzustellen, Napoleon kommt gerade auf seinem Pferd (war es nicht ein weißes?) um die Wegbiegung daher geritten. Am Fonte Napoleone etwa, in der Nähe von Marciana Alta und Poggio, im kühlen Wald der Nordseite der Insel. An der Quelle, die seinen Namen trägt, soll er vom Pferd gestiegen sein um sich zu erfrischen.

Die Insel Elba, Teil der mediterranen Welt, einer Welt aus der alles herkam, die Kultur, die Kunst. Auf Aethalia, auf Ilva, wie die Insel einst hieß, waren die Griechen, Etrusker, Römer, später die Pisaner die Medici, Spanier und andere. Die Stadt Cosmopli, das heutige Portoferraio, war die Stadt von Cosimo dei Medici, gesichert mit den imposanten Festungen der Renaissance, Stella und Falcone. Das Erz der geologisch überaus interessanten Insel soll möglicherweise auch eine Grundlage der Macht Roms gewesen sein. Säulen aus dem Granit des Monte Capanne Massivs bei Secchetto sind im Pantheon des antiken Roms verbaut. Es werden die sein, die auf der wunderbaren Fotografie (Tableau) sagenhafter Raumdarstellung von Thomas Struht (Pantheon Rom 1990) zu sehen sind. Die Hinterlassenschaft der Arbeitswelt des Erzabbaues (überwiegend Tagebau) im Laufe einer langen Geschichte ist noch sichtbar. Berge wurden durch das Abtragen der Lagerstätten verändert, haben das Landschaftsbild nachhaltig beeinflusst. Nach der Schließung der Minen wurden diese Areale begehrtes Ziel vieler Mineraliensammler, in Sammlungen weltweit sind Gesteine aus Elbas Minen enthalten. Wir kennen Elba, seit Dekaden, von zahlreichen Reisen dort hin, immer wieder angezogen von dem Geist Elbas. Man muss einmal im Sommer auf dem Voltereio gewesen sein, unter-halb des Einstiegs in die einstige Fluchtburg eine Weile gesessen haben und einfach nur sehen, es ist kein Laut, und den ganz leisen Wind spüren. Da kommt er, der Hauch der Geschichte unzähliger Generationen, da ist es dann zugegen, das niemals erklärbare Phänomen von Raum und vergehender Zeit.

Napoleon hat 1815 Elba trotz seiner Bewacher auf geniale Weise verlassen. Aus einem Sieg gegen die Horde seiner Gegner in Waterloo, den Alliierten, so hypothetisch, wäre in der Folge eine Europäische Einigung entstanden. Ganz im Gegensatz zum heutigen Europa der Atlantiker, der EU, die ja nicht das Europa der Europäer ist, ohne das größte Land Europas ist es diese EU schon gar nicht. Und, man kann vermuten, dass die Apokalypse zweier Weltkriege, das unermessliche Elend so sehr vieler Menschen nicht stattgefunden hätte.

Ob im Invalidendom in Paris der wirkliche Napoleon ruht?
Salve

Klaus Graubner*1938
Oktober 2015

Ein ungewöhnlicher, ein Europäischer Ort
Elba
98 Fotografien / Text
© 2015 Klaus Graubner