Projekt „KLEINSTADT IM LAND DER EINHEIT“ 2012 - 2019

Kleinstadt Weilburg
Die Kleinstadt Weilburg fotografierte ich 1985 und 1986 mit der Großformat-Kamera. Die Schwarzweißfotografien sind im Band WEILBURG, der im Jahr 1987 den Kodak Fotobuchpreis erhielt, veröffentlicht. Nach achtunddreißig Jahren Leben in Frankfurt/M., 2006 wieder in Weilburg angekommen, fotografierte ich, erste Aufnahmen 2012, unter Aspekten der Vergänglichkeit, der Veränderungen der Lebenswelt, des veränderten Zeitgeistes die kleine Stadt erneut. En Passant, spontan und schnell, jetzt mit der Handkamera und digital, teils aus dem Auto, entstanden Fotografien des urbanen Raums der Kleinstadt mit eingemeindeten Orten an der Peripherie.

Im Kontext:
UTE UND WERNER MAHLER_KLEINSTADT, das Buch habe ich bestellt und war sehr gespannt was, ja, Ikonen der DDR Fotografie zum Thema Kleinstadt in diesem Land der „Einheit“, in dieser gegenwärtig turbulenten Zeit, mit ihren Fotografien zu sagen haben. Das Buch der Mahlers zeigt gute Fotografie, interessante Einstellungen, schöne Grauwerte. Allgegenwärtige Amerikanismen in diesem Land sind in den Bildern nicht zu sehen. Immer aber, in kleinstädtisch ländlicher Urbanität, zwischen Architekturen, junge Protagonistinnen und Protagonisten, deren Blicke, deren Gestus aber eher ratlos. WARTEN AUF GODOT / Samuel Beckett stellt sich gedanklich ein. Im Buch, auf den Fotografien der Mahlers, ist Stille, Ferne, Leere wahrnehmbar und keine Spur von Migration, sind multiple, teils tief gehende Probleme unserer Gesellschaft nicht unmittelbar erkennbar. Leichte Melancholie liegt über den Bildern, selbst der gefährliche Hund hinter der Glasscheibe eines Fensters scheint davon erfasst. Etwas Abgesang? Etwas von Untergang? Eher wenig Hoffnung? Und was ist mit dem Knoten in der Gardine? Ein Symbol? Gordischer Knoten? Eine Darstellung scheinbar konfliktfreier Provinz? Aber nur scheinbar. Und eine Darstellung des Vergänglichen, des Phänomens vergehender Zeit, des nicht mehr so sein wie es einst war. Ortsnamen werden nicht genannt, es sind aber Orte einer besonderen, einer subjektiven Auswahl. Deutsche Fotografie, ein bisschen August Sander, ein bisschen Albert Renger-Patzch, ich blättere gerne darin, Denkräume öffnen sich.

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